Das Reallabor Konzept
Reallaborforschung als innovativer Ansatz der nachhaltigkeitsorientierten Transformationsforschung
Der Begriff „Reallabor“ bezeichnet einen neuartigen Ansatz der Wissenschaft, bei dem Akteure aus der Praxis und Bürger aus der Region von Anfang an in einen Forschungsprozess einbezogen werden. Auf diese Weise kann ein sozial, ökonomisch und technisch robusteres Wissen generiert werden, das z. B. für Politik und Wirtschaft leichter anschlussfähig ist und somit insgesamt die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft für eine nachhaltige Entwicklung erhöhen kann. Reallabore schaffen eine Plattform für neue Formate und neue Partnerschaften und fördern dadurch Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Steckbrief zur Region
Die Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg gilt deutschlandweit als Modell für einen neuen Umgang mit Energie.
Mit dem Umweltbundesamt in Dessau, dem Fraunhofer-Institut in Halle oder der Stiftung Bauhaus Dessau sind hier namhafte Institute angesiedelt, die über eine Kernkompetenz bei der Erforschung erneuerbarer Ressourcen verfügen. Hinzu kommen führende Unternehmen, die seit Jahren mit technologischen Spitzenleistungen aufwarten. Das in Thalheim gegründete Unternehmen Q-Cells galt zeitweise als weltweit größter Hersteller von Solarzellen und prägte die deutsche Solarzellenforschung maßgeblich. Der Bau von Komponenten für Windkraftanlagen in Dessau-Roßlau und Gräfenhainichen, die Biomassenutzung für die Ethanolherstellung in Zörbig und der Aufbau einer hundertprozentigen EER-Region im Landkreis Wittenberg ergänzen dieses überzeugende Portfolio.
Außerdem setzt die Region Maßstäbe beim energieoptimierten Bauen, verfügt über innovative Anlagen der Energiegewinnung und zeigt in Ferropolis, wie sich Unterhaltungsindustrie und grüner Strom verbinden lassen. Beste Voraussetzungen also für eine Standort- und Innovationsinitiative, die Partner vernetzen, neue Formen des Energieflusses erproben und die wirtschaftliche Entwicklung dieser Zukunftstechnologien fördern will.
Auch geografisch eignet sich die Region Anhalt mit ihren ländlichen und städtischen Strukturen besonders gut als Reallabor. Dieser Landstrich eignet sich aus Sicht der EAA besonders gut, weil er eine sinnvolle Diversität mit ländlichen und städtischen Strukturen bietet (380.000 Einwohner in Summe) und hier schon heute mehr als 50% der Nettostromerzeugung aus regenerativen Quellen kommen. An manchen wind- oder sonnenreichen Tagen sind es sogar über 70%. Eine gewisse Offenheit gegenüber den Erneuerbaren ist also zu erwarten.