TAG 186: Die Energieavantgarde einfach erklärt

Mit welchen Inhalten beschäftigt sich die Energieavantgarade, in welchem Kontext agieren wir, was bedeutet eigentlich Reallabor und warum eignet sich die Region Anhalt so hervorragend als Reallabor? Das und vieles mehr erfahren Sie in unserem Erklärvideo, das wir gemeinsam mit dem Künstler Joy Lohmann erstellt haben.

Viel Spaß beim Anschauen wünscht
das EAA Geschäftsstellen-Team

 

https://www.youtube.com/watch?v=xseur4IFolo

TAG 141: Mitgliederversammlung der Energieavantgarde

Gestern tagte die Mitgliederversammlung der Energieavantgarde Anhalt in den Räumen der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen.

Neben einem interessanten Einblick in die Vereinsarbeit der vergangenen Monate durch den Vorstandsvorsitzenden Thomas Zänger und den Leiter der Geschäftsstelle Thies Schröder, zeigten verschiedene Impulsvorträge wieder einmal die Akteurs- und Themenvielfalt der Energieavantgarde Anhalt auf.

Bernd Felgentreff von der Technischen Beratung für Systemtechnik referierte zum Thema “kalte Netze vs. warme Netze” und lädt herzlich zu einer Exkursion nach Dollnstein am 08.März 2016 ein.

Elisa Gaudchau vom Reiner Lemoine Insitut präsentierte das Projekt “SmartEnergy Ostdeutschland (SMENOS)”, bei dem sich verschiedene Akteure zur Integration von Erneuerbaren Energien austauschen und mit Hilfe von Simulationen Möglichkeiten aufzeigen.

Außerdem stellte Franziska Engels vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) ihren Ansatz zur sozialwissenschaftlichen Begleitforschung der EAA durch das WZB dar.

Insgesamt eine abwechslungsreiche , gelungene Mitgliederversammlung. Die nächste Mitgliederversammlung wird im September 2016 stattfinden.

TAG 136: Akteursvielfalt

Auch auf der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes Erneuerbare Energien Sachsen-Anhalt (15.2.2016 in Magdeburg) wurde darüber diskutiert, erst mit der Politik, dann unter Experten: Wie erhält man die Akteursvielfalt in der Energiewende-Welt? Klar ist: anders als Kohle- oder Atomkraftwerke gehören Solaranlagen, Windenergieanlagen und Biogasanlagen vielen. Also Landwirte, Energiewirte, private Anleger ebenso wie Stadtwerke und zunehmend Energiekonzerne investieren in erneuerbare Energie.

Den weiteren Zubau will man politisch steuern, um die Netze nicht zu überlasten, die für die dezentralen Strukturen der Erneuerbaren nicht ausreichend vorbereitet sind. Die Methode dafür ist das Ausschreibungsverfahren, das nun auch für Windenergie angewendet werden soll und das für große Solaranlagen (Freiland) schon gilt. Interessenten an der Errichtung einer Wind- oder Solaranlage bieten den günstigsten zu erreichenden Herstellungspreis, und kommen dann zum Zuge. Das soll EEG-Umlagen und Netzlasten kontrollierbar halten.

Die Befürchtung: nicht alle Bieter haben die gleichen Chancen. Können Bürgergenossenschaften, die besonders im Windkraftbereich heute eine gewichtige Rolle spielen, hier auf Risiko mitbieten? Können sie die hohen Vorlaufkosten stemmen, die für vorbereitenden Untersuchungen erforderlich sind? Und dann eventuell nicht zum Zuge kommen?

Begrenzt das Ausschreibungsverfahren also die Vielfalt der Akteure?

Staats­se­k­re­tär Baa­ke : “Der bis­he­ri­ge Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en ba­siert maß­geb­lich auf dem En­ga­ge­ment ei­ner Viel­zahl von Per­so­nen, Un­ter­neh­men und Ver­bän­de. Ins­be­son­de­re Bür­ge­r­e­n­er­gie­ge­sell­schaf­ten ha­ben durch ih­re meist lo­ka­le Ver­an­ke­rung die Ak­zeptanz des Aus­baus er­neu­er­ba­rer En­er­gi­en ge­s­tei­gert. Wir brau­chen sie auch in der nächs­ten Pha­se der En­er­gie­wen­de. Da­her ha­be ich ein Kon­zept vor­ge­s­tellt, mit dem wir si­cher­s­tel­len, dass sie im wett­be­werb­li­chen Ver­fah­ren der Aus­sch­rei­bun­gen be­ste­hen kön­nen.”

Was Baake vorschlägt: Lo­kal ver­an­ker­te Bür­ge­r­e­n­er­gie­ge­sell­schaf­ten können leich­ter an den Aus­sch­rei­bun­gen teil­neh­men. Hier­für wer­den die Teil­nah­me­vor­aus­set­zun­gen für die­se Ge­sell­schaf­ten ab­ge­senkt. Sie kön­nen im Ge­gen­satz zu den an­de­ren – häu­fig grö­ße­ren – Akteu­ren be­reits vor der Er­tei­lung ei­ner Ge­neh­mi­gung für ei­ne Wind­kraft­an­la­ge und un­ter er­leich­ter­ten fi­nan­zi­el­len Be­din­gun­gen ein Ge­bot im Rah­men der Aus­sch­rei­bung ab­ge­ben. Da­mit er­hal­ten sie früh­zei­tig die not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­ons­si­cher­heit, um neue Wind­pro­jek­te auch künf­tig zu ent­wi­ckeln und zu bau­en.

Dr. René Mono, Bündnis Bürgerenergie und Beirat der Energieavantgarde Anhalt, sieht diese Position weiterhin kritisch. René Mono wird dazu in der taz vom 16.2.2016 zitiert: “Während Großinvestoren stets mehrere Projekte parallel verfolgen und die Kosten von nicht realisierten Projekten mit den Gewinnen aus den verwirklichten verrechnen könnten, blieben Bürger auf den Planungskosten sitzen, wenn ihr Projekt bei der Ausschreibung nicht berücksichtigt wird. … Daran werde sich durch den neuen Vorschlag nichts ändern, fürchtet Geschäftsführer René Mono. Zwar verringerten sich Planungskosten ohne die Genehmigung um etwa zwei Drittel. ‘Doch das reicht nicht aus, um die Bürgerenergie zu erhalten.’ Denn auch die verbleibenden Vorlaufkosten von etwa 100.000 Euro pro Windrad hätten noch eine abschreckende Wirkung, sagte Mono der taz. Er fordert, dass die Bundesregierung Anlagen mit bis zu sechs Windrädern von der Ausschreibung ausnimmt – das ist die Obergrenze, die die EU zulässt.” (taz, 16.2.2016)
Im Zuge der Neuregelung des EEG, das bis zum Sommer 2016 abgeschlossen sein soll, wird auch dieser Punkt noch intensiv diskutiert werden. Der LEE Sachsen-Anhalt empfiehlt gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare Energien, dessen Vorstand Jan Hinrich Glahr im Magdeburg vortrug: Die Länder sollen im Gesetzgebungsverfahren besonders darauf achten, dass die Möglichkeiten zur Wertschöpfung vor Ort durch die Erneuerbaren nicht geschwächt werden. 

Jan Hinrich Glahr: „Die weite Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, von Landwirten, Bürgerenergieprojekten, Kommunen und Genossenschaften am Ausbau erneuerbarer Energien ist Basis der Akzeptanz der Energiewende. Diese Basis darf mit dem Umstieg auf Ausschreibungen nicht zerstört werden. Deshalb erwarten wir, dass die Bundesregierung die von der Europäischen Kommission ausdrücklich aufgezeigten Ausnahmen für kleinere Akteure berücksichtigt.”

Die Energieavantgarde Anhalt sieht in der Akteursvielfalt die Voraussetzung für ein Gelingen der Energiewende, gerade im Sinne der regionalen Wertschöpfung. Diese war auf der Jahresversammlung des LEE Sachsen-Anhalt durch alle anwesenden politischen Vertreter, allen voran vom Landwirtschafts- und Umweltminister Aikens (CDU) ebenso wie von Wulf Gallert (Die Linke), von Silke Schindler (SPD) und von Claudia Kalbert (Grüne) zum wichtigen Ziel der Energiewende erklärt worden.

 

TAG 115: Energiewende als Mondlandung – das WindNODE-Konsortium feiert seinen Erfolg

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(Quelle: https://www.windnode.de/konzept/)

Die Stimmung war gut in der Landesvertretung Brandenburg am 27.01.16. Etwa 50 Vertreterinnen und Vertreter der Projektpartner trafen sich zum Konsortialtreffen nach der positiven Förderentscheidung für WindNODE im Dezember. Gratulationen der Staatssekretäre und Abgeordneten aus den beteiligten Bundesländern und Regionen trafen auf eine optimistische Aufbruchstimmung der Projektpartner aus Nordostdeutschland und Polen. Die Energieavantgarde Anhalt ist mit dem Reallabor Anhalt als assoziiertes Mitglied mit dabei und unterstützt die Forschung bei der Simulation eines dezentralen Energiesystems in Anhalt.

Wie auch Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer von 50Hertz und einer der Konsortialführer, in seiner Keynote Ansprache betonte: das Reallabor als Experimentierfeld spielt eine ganz zentrale Rolle in der Umsetzung der Energiewende. Ganz dezentral hingegen geht Dr. Frank Büchner, Leiter der Energy Management Division bei Siemens Deutschland, die Energiewende an: Dezentralisierung sei neben der Digitalisierung einer der wichtigsten derzeitigen Trends. Nur noch wichtiger sei die Rolle der Prosumenten, die im Zentrum des zukünftigen Energiesystems stünden.

Die Begeisterung im Raum wird allerdings am besten von Markus Graebig, Projektmanager von WindNODE, gefasst: die Mondlandung sei das inspirierende Großprojekt des letzten Jahrhunderts gewesen, das mehr Innovationen und mehr Kreativität hervorgebracht hätte, als man sich vorher vorgestellt hätte. Die Mondlandung des 21. Jahrhunderts sei nun die Energiewende – inspirierend, wertschöpfend und verantwortungsbewusst für kommende Generationen.

ps

TAG 112: Erfolg! Dessau-Roßlau ausgezeichnet

Am Mittwoch, den 27.1.2016, erhielt die Stadt Dessau-Roßlau, aktives Mitglied der Energieavantgarde Anhalt e.V., als erste Kommune in Sachsen-Anhalt die Auszeichnung “European Energy Award”.

Oberbürgermeister Peter Kuras bekam die Auszeichnung durch die Staatssekretärin Annemarie Keding, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt, sowie durch den Leiter der Landesenergieagentur Marko Mühlstein und den Leiter des Energy Award Armand Dütz überreicht.

Warum? In mehr als 1300 Kommunen in Europa werden die Anstrengungen im Klimaschutz durch den European Energy Award begleitet. Die Städte, Dörfer oder Landkreise setzen sich in einem kommunalen Energieteam Klimaschutzziele, legen fest, was in welchen Zeitschritten zu erreichen ist, und beginnen mit den Umsetzungsmaßnahmen. Dessau-Roßlau hat schon 2010 ein Kommunales Klimaschutzkonzept beschlossen, eine wesentliche Grundlage für die Zukunftsziele.

Die Auszeichnung mit dem Award zeigt, dass die Stadträte, die Verwaltungsteams um die Umweltamtsleiterin Gabriele Kegler, die zwischenzeitliche Klimaschutzmanagerin Julia Behrendt und auch die beteiligten BürgerInnen, Energieberater, Stadtwerke, Unternehmen und Einrichtungen  in Dessau-Roßlau vorbildlich arbeiten.

Die erste Stufe im Monitoringprozess wurde erfolgreich genommen. Noch mehr Anstrengungen können zu European Energy Awards in Gold führen. Für Dessau-Roßlau aber noch wichtiger: auf dem Weg der Energietransformation hin zu einem regenerativen, regionalen Energiesystem ist Dessau-Roßlau weit vorne. Ein Beitrag der Bauhausstadt zum Klimaschutz. Und eine Verpflichtung aus dem Zeitalter der Moderne.

Energieavantgarde Anhalt e.V. gratuliert herzlich!

TAG 109: Industrie und Energiewende

Die Industrie- und Handelskammern Magdeburg und Halle-Dessau laden zum 3. IHK-Energietag Sachsen-Anhalt ein. Diskutiert wird die Energiewende aus unternehmerischen Perspektive unter dem Stichwort “Mehr Kosteneffizienz”. Es sind vor allem Sorgen, die die IHKs beim Stichwort Energiewende bewegen. Als Vertreter der Unternehmen, die sich bisher im Markt bewegen und behaupten, gelten den Industrie- und Handelskammern die EEG-Umlage, erhöhte Netzentgelte (besonders in Sachsen-Anhalt ein konkretes Problem für die Standorte) und generell die hohen Steuern und Abgaben auf Energieprodukte als ein konkretes Entwicklungshemmnis für die Wirtschaft. Brauchen wir also mehr Energiewende? Wird das nicht alles zu viel? Wind? Sonne? Netze? Und die Fossilen, die ja noch im Markt sind?

Andererseits ist die Dynamik der Energiewende inzwischen unbestritten. “Welpenschutz” soll es nicht mehr geben, wie es Bundeswirtschaftsminister Gabriel formuliert. Daher wächst die Neugierde aller Unternehmen. Viele haben sich längst unter den Fragestellungen Effizienz, KWK, Eigenversorgung mit regenerativen Energien neu aufgestellt – und genießen dadurch Marktvorteile.

Doch die rechtlichen Rahmenbedingungen sind ähnlich schwankend wie das Dargebot von Wind und Sonne. Lastgangmanagement, Speicher, die Konvergenzmärkte Mobilität und Wärme sowie Allokationsmechanismen sind die Antwort auf wechselndes Energiedargebot.

Auf (befürchtete) wechselnde politische und rechtliche Rahmenbedingungen ist die Antwort noch nicht gefunden. Mehrheit könnte sie lauten. Doch diese ist für die weiteren konsequenten Schritte der Energiewende erst gesichert, wenn sich der Vertrauensvorschuss der Öffentlichkeit (“Klimaschutz”) in konkrete Vorteile verwandelt, die für alle spürbar sind. Auch und dringend für die Unternehmen.

Konkret geht es also darum, Anreize und Angebote einer regionalen Steuerung von Angebot und Nachfrage korrespondierend zu europäischen Netzen (und damit vielleicht auch Alternativen zum Netzausbau) zu entwickeln und mit den Unternehmen zu erproben. “Welche Ansatzpunkte zur Ausgestaltung der zukünftigen Stromnetzgelte im Sinne einer fairen Kostenverteilung gibt es?” Dies fragt der IHK Energietag Sachsen-Anhalt.

Die Energieavantgarde Anhalt lädt gemeinsam mit den IHKs alle Unternehmen ein, Netzwerke in ihrer Nachbarschaft, zum Beispiel im Gewerbegebiet, im Industriepark, zu entwickeln, und gemeinsam Energiedargebote aus erneuerbaren Energien zu nutzen sowie Synergien zu erzielen. Vielleicht hat Ihr Nachbar die Prozesswärme, die Sie gut benötigen, im Überfluss?

Mit einem solchen Energieeffizienz-Netzwerk hat beispielsweise schon die InfraLeuna sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir werden in der Region Anhalt, im Reallabor der Energieavantgarde, diese Chancen für Unternehmen wie für die Region nutzen.

TAG 107: Mehr als Stromversorger

Zwei Schlüsselfragen der Energieavantgarde Anhalt:

  • Welche neuen Technologien wie organische PV, Wasserstofftechnologien, Speicher oder Höhenwind werden zu game changern, also bahnbrechend sein für den Markt der erneuerbaren Energien und das regionale Energiesystem der Zukunft?
  • Welche Geschäftsmodelle machen die bisherigen Energieversorger wie Stadtwerke, Flächenversorger etc. zu Gewinnern der Transformation, zu stabilen Akteuren auch in einem gewandelten Prosumenten-Markt?

Während die erste Frage nur durch Entwicklungen, Praxistests, Erfahrungen und Weiterentwicklungen dieser Technologien zu beantworten sein wird, gibt es für die Antwort auf die Zukunftsfragen der bisherigen Energieversorger nun einige spannende Annahmen:

Die Oliver Wyman Managementberatung hat Fragen gestellt – und Antworten entwickelt. Im “Produktsonar Energie” stellt die Beraterfirma fest: “Die Energiewende … bring(t) die klassischen Energieversorgungsunternehmen signifikant in Zugzwang. Gerade im Bereich der konventionellen Stromerzeugung sowie im Netz haben sie mit hohen Verlusten zu kämpfen. … Damit stehen die traditionellen Energieversorger vor der Herausforderung, zusätzliche Ertragsquellen zu erschließen.”

(Weiteres auch im Sonnenseite-Newsletter von Franz Alt.)

Die Energieavantgarde Anhalt wird diese Fragen aufgreifen und in der Prosumentenforschung mit Partnern wie der Hochschule Anhalt und der Leibniz-Forschungsgemeinschaft weiter untersuchen, nun ganz konkret und vor Ort im Reallabor.

Eine große Chance ist die Kombination von Angeboten. Schon heute verbinden Energieversorger und Stadtwerke oftmals Strom und Wärme, Datenleitungen und Telefonie in ihren Angeboten. In diesen und weiteren kombinierten Produkten liegt die Zukunft der Energieversorger als komplexe Dienstleister. Die gute Nachricht: Das Vertrauen der Kunden in die traditionellen Energieversorger ist hoch, das “das Interesse der privaten Verbraucher an innovativen Produkten” ist groß. “Besonders gegenüber neuen Produkten rund um ihr Zuhause sind sie sehr aufgeschlossen und vertrauen Energieversorgern auch, diese anbieten zu können. Dies macht neue Produkte zu einem zentralen Treiber für Kundenbindung und -gewinnung.”

 

Was aber macht eine komplexe Dienstleistung aus? Wärme und Strom aus einer Hand wird allein nicht genügen. Kunden werden zukünftig nicht allein Kunden, sondern auch Energieproduzenten sein – als Mietergenossenschaft mit eigener PV-Anlage auf den Dächern, als Industrieunternehmen mit Abwärmeüberschuss, als Partner im Lastgangmanagement, als Einfamilienhaushalt mit Kellerspeicher und Haus-PV-Anlage, als Teilhaber am Windpark vor der Tür oder als Betreiber eines Kleinwasserkraftwerks oder Kleinwindkraftwerks in passender Lage.

Die Beziehungen zwischen bisherigen Kunden = zukünftigen Prosumenten und ihren Energieversorgern, die dann noch mehr als bisher Energiedienstleister sein werden, werden vielfältig – und umfangreicher.

 

Warum nicht integrierter Strom-Wärme-Mobilitätsmanager? Warum nicht Innovationsberater und -vermittler im Energiesektor? (50 % interessierte Kunden) Warum nicht Berater im Technikuniversum des digitalen Haushalts? (52 % interessierte Kunden) Und Mobilitätsanbieter? (45 % interessierte Kunden).

33 % aller Befragten wären sogar an Versicherungen und Finanzdienstleistungen vom Energieversorger interessiert.

Nicht jeder bisheriger Kunde = zukünftiger Prosument wird sich die Mühen machen, jederzeit eigenverantwortlich über Techniken, Wartungen, Finanzierungen und neue Anwendungen entscheiden zu können. Stadtwerke und Energieversorger können hieraus ihre neuen Aufgaben ableiten. Warum also nicht die vielen Kundenbeziehungen nutzen, um als kompetenter Zukunftsberater in allen Technik- und Anwendungsfragen aufzutreten? Vielleicht inkl. Repair-Café für alte Toaster?

Die Zukunft der bisherigen Energieversorger liegt im Energie- und Datenmanagement für Prosumenten und ihre Netzwerke. Das Vertrauen und die Erwartung wären gegeben.

 

 

TAG 100: Wind um die Ohren

Nach stürmischen Entwicklungen und Diskussionen der letzten Wochen ist der Tag 100 der Energietransformation / Energieavantgarde Anhalt kein Jubiläum, sondern ein Ruhetag. An der Ostsee auf Usedom gelingt das bei minus 7 Grad besonders gut.

Die Schlussfolgerungen eines durchgepusteten Kopfs:

  • Region ist nicht Region. Es sind die Unterschiede, die interessant sind. Nicht alle Regionen sind gleichermaßen vom demographischen Wandel betroffen, oft liegen Gewinner- und Verliererregionen direkt nebeneinander.
  • Unser Blick auf Statistiken nivelliert diese Unterschiede vor Ort. Wir sollten uns von der mittleren Tendenz nicht täuschen lassen.
  • Es lohnt, sich zu unterscheiden, die bessere Idee zu haben, die bessere Strategie. Die Schlüsselfelder können heute und morgen ganz andere sein: Tourismus, Tradition, Industrie 4.0 oder eben Big Data. Energiewende verbindet viele dieser Aspekte, und diese mit dem demographischen Wandel. Geht es doch um eine Teilhabe, eine Prosumentenstruktur. Die in Metropolen anders organisiert ist als auf dem Land.
  • Beide Strukturen werden weiterhin nebeneinander und miteinander existieren. Daraus können wir Stärken ableiten, für die Region Anhalt, für die Smart Cities, für den ländlichen Raum und die Metropolenregionen. Nur den Kontakt nicht verlieren.

TAG 92: Höhenwind im Aufwind

 

ek200In drei Handlungsfeldern ist die Energieavantgarde Anhalt tätig: das regionale Energiesystem, die Integration von Innovationen, die Vermittlung von Energiekompetenz. Diese Felder stärken sich gegenseitig. Wobei die Innovationen ständig neue Chancen bieten. 

In allen Bereichen wie Photovoltaik, Geothermie, Bioenergie, Windenergie ist die technologische Entwicklung bei weitem nicht ausgereizt. Organische PV, Wasserstofftechnologien, Bioraffinerien – größte Potenziale bestehen in der Verbindung aus Stoff- und Energiekreisläufen. Hinzu kommt die Energieeffizienz.

Ein zweiter Innovationstreiber ist die Steuerungskapazität, das Datenmanagement, die Rechnerleistung. Dies betrifft nicht allein smart grids, also die optimierte Steuerung von volatiler Nachfrage und volatilem Dargebot erneuerbarer Energien aus Sonne und Wind im Stromnetz.

Einige Nutzungen der Energie vom Kühlschrank bis zum Kühlhaus lassen sich dem volatilen Dargebot des Sonnen- und Windstroms recht gut anpassen. Vieles ist über ein Lastmanagement auszugleichen.

Doch andere Anwendungen sind auf die zuverlässige Stromversorgung zu jedem Zeitpunkt angewiesen. Sensible Produktionsprozesse reagieren auf sekündliche Spannungsschwankungen, und viele Haushalte wollen sich in ihrem Alltag nicht nach dem aktuellen Stromangebot aus Sonne und Wind richten.

Speicher sind eine Alternative. Eine andere ist: mehr Strom, zu (fast) jeder Zeit. Wir werden zukünftig mehr Strom benötigen, für Elektromobile, zum Heizen, für Rechnerprozesse und vieles mehr. Dieser muss kostengünstig erzeugt werden.

Eine Antwort verspricht die Nutzung des Höhenwindes. Während ein klassisches Windrad heute den Wind in bis zu 150 Meter Höhe erntet, können Winddrohnen / Winddrachen den Höhenwind nutzen. Sie fliegen Achten in bis zu 300 Meter Höhe. Dort weht der Wind stärker und vor allem regelmäßig.

Um in dieser Höhe Wind zu ernten, braucht es keinen hohen Turm mit viel Material und teurer Gründung. Der Generator kann am Boden bleiben, Seile und teils zugleich Kabel verbinden die Winddrohnen mit dem Erdboden.

Deutlich mehr Windnutzung (Volllaststunden), mehr Wind und viel weniger Material – damit kann Höhenwind Kosten der Energieerzeugung erreichen, die unter allen derzeit verfügbaren Technologien wie Kohle, Öl, Gas und auch klassischer Windenergie und PV liegen.

Einer der Entwickler der Höhenwindkraft ist EnerKite. Wir haben uns diese Höhenwindtechnologie von EnerKite heute erneut genauer angesehen, anlässlich eines Jahresauftakt-Treffens in der Berliner Werkstatt des Innovationsunternehmens.

Es hat sich vieles getan bei EnerKite: technische Entwicklungen, leichtere und stabilere Flügel und neue Programme der automatischen Steuerung machen es nun möglich, ein neues automatisches Start- und Landesystem der Winddrachen zu erproben.

Und das kann der Durchbruch sein: so vermuten es Fonds und Investoren wie daidalos-capital. www.daidalos-capital.com

Mit Udo Zillmann von daidalos-capital, einem Fondsverwalter, der seine Investitionen ausschließlich auf die Entwicklung von Höhenwindenergie konzentriert, habe ich über Chancen und Risiken gesprochen. daidalos-capital ist mit der positiven Einschätzung der Chancen der Höhenwindenergie keineswegs allein: weltweit investieren Konzerne wie Google, Statkraft, 3M oder Alstom in diese Technologie.

Doch welche Potenziale hat Höhenwind für ein regionales Energiesystem in der Region Anhalt? Und warum ist nun der Zeitpunkt gekommen für die Zukunftschance der ‘Airborne Wind Energy’ AWE?

Zillmann nennt zwei Argumente:

(1) Durch die Möglichkeiten der Steuerungstechnik, also die Rechnerleistungen, sind die automatische Steuerung inkl. Start und Landung der Höhenwinddrachen oder Drohnen erst seit kurzem möglich. Eine alte (in den 1970er Jahren erdachte) Technologie der Winddrachen wird also nun wirtschaftlich einsetzbar – und hat große wirtschaftliche Vorteile.

(2) Diese Steuerungstechnologie ist nicht allein für die Höhenwindenergie entstanden, sondern durch die Drohnentechnologie vorangetrieben worden. Selbststeuernde Flugobjekte sind heute nicht mehr nur militärische Objekte, sondern wecken die Ideen vieler, vom Hobbyfotografen bis zum Logistikkonzern.

Die Chance des Höhenwindes, zum game changer in der Zukunft der Erneuerbaren zu liegen, liegt also nicht allein in Flügeln und Seilen, sondern auch in Prozessoren und Chips, die Gyro, Barometer, GPS und vieles mehr auf wenigen Quadratzentimetern als Prozessoren mit 2,8 g Gewicht in die Höhe bringen. Und dort auf ihren Flügeln Achten fliegen, so dass der Generator am Boden Strom erzeugt.

EnerKite ist eine von mehreren konkurrierenden Unternehmen der Ernte des Höhenwindes. Die prognostizierten Kosten für die Stromgestehung aus Höhenwind sprechen für diese Technologie.

Aber erst einmal ist in der Praxis zu beweisen, wie gut die selbststeuernden Wind-Ernteflüge funktionieren. Die Energieavantgarde Anhalt wird Orte und Gelegenheiten suchen, um diese vielversprechende Innovation in Anwendung zu bringen. Die Kostenvorteile der erneuerbaren Energien werden nämlich letztlich den Ausschlag geben zu ihrer allgemeinen Durchsetzung.

Mehr dazu lesen? Unsere Empfehlung ist der Text “The Trillion Dollar Drone”. Ein umfassender Überblick über eine neue Technologie-Verbindung, die vor ihrem nächsten großen Schritt steht. Vielleicht der wichtigste Schritt der globalen Energiewende.

 

 

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TAG 88: Regionale Energiewende ist eine Aufgabe europäischer Kooperation

Horizon 2020 - General overview - Full HD Picture_0Schließen sich ein europäisches Energiesystem und die regionalen Energiebalancen, wie sie die Energieavantgarde Anhalt anstrebt, eigentlich aus?

Natürlich sind mehr als 50 Milliarden Kilowattstunden Stromexport aus Deutschland (in 2015) zu den europäischen Nachbarn kein Ausweis gelungener Klimapolitik, solange dieser Exportstrom zu großen Anteilen aus Kohlekraftwerken stammt. Aber sind sie Ausweis gelungener Energiepolitik? Ob der Exportstrom die Stromwirtschaft wesentlich stabilisiert, darf angesichts der zu erzielende Preise zumindest bezweifelt werden. Doch angesichts einer offenen Zukunft ist natürlich jeder Cent willkommen. Ein stabiles Europa ist jedoch mittelfristig eher eines der regenerativen Regionen als eines des Kohlestromexports.

Eine “Ursache” für den Export ist der erneut gewachsene Anteil der erneuerbaren Energien in den Netzen in Deutschland. Bisher entsteht dieses Wachstum durch Anreize, also durch das EEG. Wie sieht aber eine Post-EEG-Struktur des Strommarktes aus? Solarstrom aus Spanien, Windstrom von der Nordsee? Die Gestehungskosten pro Anlage hängen natürlich auch von Windstärken und Sonnenstunden ab. Wo viel Sonne scheint, lässt sich Strom kostengünstiger regenerativ erzeugen. Hinzu kommen allerdings Netzkosten, Regulierungen, politische und gesellschaftliche Steuerungen.

Und längst hat sich eine kleinteiligere Struktur in den Energiemärkten etabliert. Daher setzen wir auf die Regionen, die so weit wie möglich ihre Bilanzkreise ausbalancieren, aber natürlich auch untereinander handeln werden, um preisgünstige Versorgungssicherheit zu erreichen.

Wie eine europäische Kooperation der Energieregionen aussehen kann, wird auch in europäischen Forschungsprogrammen wie Horizont 2020 untersucht. Der Energie- und Klimatag Sachsen-Anhalt wird am 17.3.2016 in Dessau (Umweltbundesamt) das Thema der Forschungskooperation der Regionen in Europa beleuchten.

Eine erste Termininformation hat soeben die EU-Serviceagentur des Landes Sachsen-Anhalt verschickt: “Im Mittelpunkt des Energie- und Klimatages in Sachsen-Anhalt stehen die Arbeitsprogramme Energie und Klima in Horizont 2020. Das Veranstalterkonsortium aus EU-Hochschulnetzwerk, Enterprise Europe Network Sachsen-Anhalt und EU Service-Agentur will gemeinsam mit den Nationalen Kontaktstellen Energie und Umwelt zu diesen Programmen informieren und
erläutern, wie innovative Ideen und Technologien zu den Themen Klima und Energie mit Hilfe von Horizont 2020 ihren Weg aus Sachsen-Anhalt hin zu einer breiten Nutzung durch den Verbraucher beschreiten können.

Der Energie- und Klimatag bietet darüber hinaus die Gelegenheit, dass sich Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Kommunen rund um erfolgversprechende Projektansätze vernetzen und auf diese Weise einen ersten Schritt hin zu einem Engagement in Horizont 2020 unternehmen.” (Sabine Eling-Saalmann, EU Service-Agentur im Hause der  Investitionsbank Sachsen-Anhalt)

Die Energieavantgarde Anhalt freut sich auf einen spannenden europäischen Energie- und Erfahrungsaustausch zwischen Regionen, Kommunen, Hochschulen und Unternehmen.