TAG 87: FOTO-FLASHBACK// Ein Rückblick auf die erfolgreiche Werkstatt der Energieavantgarde zum Thema “Regionaler Bilanzkreis”vom 08.12.2015 in der Landesvertretung des Landes Sachsen-Anhalt

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DSC_0473Am 8.Dezember 2015 wurde auf Einladung der Energieavantgarde Anhalt in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Zieschang (Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen Anhalt) der Ansatz eines Regionalen Bilanzkreises im Rahmen einer gemeinsamen Werkstatt besprochen.

Zahlreiche Teilnehmer aus den Bereichen rund um ein regionales Energiesystem einigten sich auf die Sinnhaftigkeit eines regionalen dezentralen Ansatz und sprachen sich für das Vorhaben der Energieavantgarde Anhalt aus.

Das Ergebnis der Werkstatt vom 08.12.2015: Ein regionales Energiesystem ist zuerst ein regionales Stromsystem. Ohne Integration von Wärme und Mobilität aber ist ein solches System nicht möglich. Das regionale Stromsystem ist mit den Bilanzkreisen der Energieversorger zu koordinieren. Eine Arbeitsgruppe definiert in den nächsten drei Monaten die genauen Anforderungen. Dann wird ein solches ausgleichendes “Konto” der regenerativen Energien in der Region entwickelt.

 

 

TAG 86: Von der Energieavantgarde unter die Lupe genommen – Eine Studie mit wesentlichen Erkenntnissen zur Energieversorgung von morgen

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Kaum hat das neue Jahr begonnen, sind die wesentlichen Zukunftserkenntnisse schon publiziert.

Im Ernst: die Studie “Flexibilitätskonzepte für die Stromversorgung 2050” der Nationale Akademie der Wissenschaft en Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist aufgrund der Auswertung der Vielzahl der Wege der Energiewende wirklich zielführend, hilft sie doch, aus den vielfachen die sinnvollen und damit wahrscheinlichen Möglichkeiten herauszufiltern.

Für die Energieavantgarde Anhalt ist vor allem folgende Aussage relevant:

“Zentrale oder dezentrale Erzeugung? Insgesamt sind Systeme mit starkem Übertragungsnetzausbau sowie dem kombinierten Einsatz von dezentralen und zentralen Kraftwerkstechnologien günstiger als rein dezentrale Systeme. Lässt man die Verteilnetze außen vor, sind die Stromgestehungskosten eines dezentralen Systems rund zehn Prozent höher (nur Anlagen mit einer Leistung unter 100 Megawatt, 90 Prozent Wind und Photovoltaikanteil). Je niedriger der Wind- und Photovoltaikanteil, desto höher sind die Mehrkosten. Deshalb sollte ein hoher Grad an Dezentralität mit einem starken Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen in allen Teilen Deutschlands, insbesondere nahe der Verbrauchszentren einhergehen.
Umfragen zeigen, dass kleine, dezentrale Anlagen in der Bevölkerung mehr Zustimmung finden als große, zentrale Anlagen. Darüber hinaus stößt der Netzausbau teilweise auf vehementen Widerstand. Bei der Entscheidung für eine zentrale oder dezentrale Architektur der Stromversorgung müssen daher auch die gesellschaftlichen Präferenzen berücksichtigt werden.”

Soweit die Studie, hier in der Kurzfassung: https://www.leopoldina.org/…/2015_12_Kurzfassung_Flexibilita…

Gesellschaftliche Präferenzen und physikalische Notwendigkeiten werden also zu einem Mix aus dezentralen und zentralen Energieumwandlungen auf Basis der regenerativen Energien führen. Die Energieavantgarde Anhalt erkundet den besten Mix aus regionaler Balance und europäischer Kooperation

TAG 83: Klimaschonendes Verhalten als guter Vorsatz fürs neue Jahr

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Das Jahr neigt sich dem Ende. Mit dem Rauchen aufhören, Abnehmen, mehr Zeit für die Familie – Die Bandbreite an möglichen Vorsätzen für das Jahr 2016 ist groß. Ob gewöhnlich oder exotisch, individuell oder gemeinnützig, herausfordernd oder einfach – der Kreativität sind bei der Wahl geeigneter Ziele für das kommende Jahr keine Grenzen gesetzt.

Auch die Energieavantgarde Anhalt hat sich Gedanken hierzu gemacht und empfiehlt: Ins neue Jahr sparsam und klimafreundlich starten und den bewussten Umgang mit Energie als guten Vorsatz fürs nächste Jahr mitzunehmen.  So können Sie sich nicht nur aktiv an der Energiewende in Ihrer Region beteiligen. Eine höhere Energieeffizienz spart auch noch Kosten und schont die Umwelt.

Gewusst wie. Unsere 6 Energieavantgarde- Klimaschutz-Tipps für Sie:

  1.      Achtsamkeit beim Heizen: Vermeiden Sie es Ihre Wohnräume zu überheizen. Das verschwendet Energie und verursacht unnötige Kosten. Wenn Sie die Raumtemperatur in Ihrer Wohnung um 1°C absenken, spart das im Jahr bis zu 360 kg CO2.
  1.      Öfter mal den Stecker ziehen:  Setzen Sie im Haushalt auf energieeffiziente Geräte und schalten Sie Ihre Geräte aus, sofern Sie diese nicht nutzen.
  1.     Beleuchtung ja, Verschwendung nein: Beleuchten Sie nur bei Bedarf und setzen Sie auf sparsame, moderne LED Beleuchtung. Nicht nur in den Einzelhaushalten, auch auf kommunaler Ebene gibt es große Einsparpotenziale. Die Stadt Zörbig aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld konnte beispielsweise allein durch eine energieeffiziente Straßenbeleuchtung seit 2015 bereits 4.000 kWh pro Straßenzug einsparen.
  1.     Mobil und klimafreundlich unterwegs: Nehmen Sie öfter mal die Bahn oder das Fahrrad. Das ist in der Region Anhalt nun noch einfacher, denn seit dem Winterfahrplan 2015/16 wird nun das Mitteldeutsche S-Bahnnetz umgesetzt. Von Dessau über Bitterfeld erreicht man seit dem 15.12.2015 Leipzig im Stundentakt mit der neuen Linie S 2. https://www.bahn.de/regional/view/regionen/sanhalt/spezial3/mitteldeutsches_shtml
  1.      Regionales Reisen: Besuchen Sie nahegelegene Ausflugsorte in der Region, denn Flugzeug und Auto sind echte Energiefresser. Die Webseite der WelterbeRegion Anhalt Dessau Wittenberg zeigt die besten Reiseziele und Reiseanlässe. https://www.anhalt-dessau-wittenberg.de Und die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn verbindet ab Saisonstart im März 2016 wieder einige der Welterbestätten. Hier geht es zum Fahrplan: https://www.dvg-dessau.de/v1/index.php?article_id=21
  1.      Umweltbewusst feiern: Besuchen Sie klimafreundliche Festivals wie beispielsweise das Melt! auf Ferropolis, wo die Veranstalter in Kooperation mit der Green Music Initiative besonderen Wert auf eine klimafreundliche Festivalgestaltung legen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

TAG 65: Paris – Zschornewitz

Weniger als 1000 Kilometer voneinander entfernt fanden am 12.12.2015 zwei Veranstaltungen statt, die so wenig und doch so viel miteinander zu tun haben:

In Paris fanden die Staaten der Welt den Kompromiss: es gibt nun einen Weltklimavertrag. 1,5 bis 2 Grad Celsius als Ziel. Also das Ende der Verbrennung fossiler Energien.

Zeitgleich im Ortsteil Zschornewitz (heute Stadt Gräfenhainichen): 100 Jahre Netzschaltung Kraftwerk Zschornewitz. Vor 100 Jahren das weltgrößte Braunkohlekraftwerk. Stillgelegt seit 1992. Nun, 100 Jahre nach dem Eintritt in das Zeitalter der großindustriellen Verstromung der Braunkohle, treffen sich in einer Feierstunden in den gut erhaltenen Relikten des Kraftwerks die ehemaligen Kraftwerker und Bergleute. Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts ist dabei. Von den Energieunternehmen, die lange von der Kohle profitierten und heute das denkmalgeschützte Kraftwerk so schnell wie möglich vom Besucherverkehr abschließen wollen, ist niemand der Leitungsebene dabei.

Die ehemaligen Kraftwerker sind enttäuscht: nicht von den Ergebnissen des Weltklimagipfels, der das Ende “ihrer” Technologie vereinbart, sondern von der Verantwortungslosigkeit der Nutznießenden. 100 Jahre von Zschornewitz bis Paris, Anfang und Ende der Idee des Kohlezeitalters im industriellen Maßstab, müssen im Sinne der Energiewende eigentlich erklärt werden. Das ehemalige Kraftwerk Zschornewitz ist dafür ein geeigneter Ort. Partner sind dafür notwendig, aber gerade nicht die respektlose Ignoranz gegenüber der fossilen Energiegewinnung. Dieses Jahrhundert, das auch von Zschornewitz ausgehend Welt(kriegs)Geschichte schrieb, ist beendet. Die Zukunft der Transformation wird nicht einfacher. Da hilft es, sich ab und an zu erinnern, wie spannend und schwierig auch die Energievergangenheit war.

Zschornewitz soll Zukunftsort werden, dafür gab es den Applaus der Kraftwerker und der Bergleute. Anderes außer einer besseren Zukunft haben sie nie gewollt.

 

TAG 64: Prosumentenforschung

Es entsteht mehr und mehr ein Bild: Am Freitag, 11.12.15, trafen sich im WZB auf dem EUREF-CAMPUS in Berlin die Forscher Matti Große (TU Berlin und Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft HIIG), Prof. Dr. Hendrik Send (HIIG und Hochschule Anhalt) und Dr. Weert Canzler (WZB und Leibniz-Forschungsgemeinschaft) mit der Energieavantgarde Anhalt.

Die Energieavantgarde Anhalt wird in das regionale Energiesystem die Innovationen der Technik wie die Neuerungen der sozialen Beziehungen integrieren. Das neue Energiesystem wird auf diesen Veränderungen aufbauen. Daher wollen wir gemeinsam forschen:

Wer ist der Prosument? Welche Beteiligung aller Bürger an den Energiesystemen der Zukunft ist möglich, wenn diese BürgerInnen mehr als KundInnen sind und sein wollen? Wollen aber alle bis in die technischen Details eines Energiesystems vordringen? Eher nicht: für viele sind Strom, Wärme und Mobilität alltäglich vorhandene Leistungen, die einfach “da” sind.

In einer Kombination aus aktiver Beteiligung an der Energiewende (“action research”) und der forschenden wie teilnehmenden Beobachtung werden Hochschulen und Forschungsinstitute mit der Energieavantgarde Anhalt und den BürgerInnen der Region auf völlig neue Art und Weise zusammenarbeiten. Forschung braucht Energie. Energie braucht Forschung. Das ist unsere Gemeinschaftsaufgabe. Die Hochschule Anhalt, weitere Forschungseinrichtungen und Universitäten und die Leibniz-Forschungsgemeinschaft wollen daher in der regionalen Energiewende kooperieren, um zu Lösungen zu kommen, die vor Ort überzeugen, weil sie vor Ort und mit den realen Gegebenheiten entwickelt wurden.

Der nächste Schritt wurde am Freitag vereinbart: gemeinsam will man sich um Projekte bewerben, die die Energiewende vor Ort voranbringen – zum Vorteil aller Unternehmen und Haushalte im “Reallabor Anhalt”, dem Reallabor der Energiewende vor Ort.

P.S. Ein Reallabor oder living lab ist was?

Wikipedia schreibt: “A living lab is a research concept. A living lab is a user-centred, open-innovation ecosystem, often operating in a territorial context (e.g. city, agglomeration, region), integrating concurrent research and innovation processes within a public-private-people partnership.”

TAG 63: Mobilität und Vernetzung

Am 10.12.2015 lud die Metropolregion Mitteldeutschland ein zur Konferenz “Mobilität der Zukunft in Mitteldeutschland”. 150 Teilnehmer trafen sich an geschichtsträchtigem Ort, dem Technik-Museum Hugo Junkers in Dessau. Unter der restaurierten JU 52 wurde der “integrierte Regionalverkehr für die gesamte Region” gefordert. Und die Zukunftsbedeutung der Integration von Mobilitäts- und Informationstechnologien beschrieben, natürlich auf Basis regenerativ gewonnenen Stroms oder Wasserstoffs.

Dr. Andreas Knie, Leiter des Forschungsverbundes InnoZ und Partner der Energieavantgarde Anhalt, machte in seinem Leitvortrag die Herausforderungen deutlich: Mit der Kombination von Elektromobilität, Carsharing, Digitalisierung und intelligenten Stromnetzen werde das Auto als individuelles Statussymbol und Markenprodukt in absehbarer Zukunft abgelöst durch flexible, jederzeit und einfach verfügbare Mobilitätsdienstleistungen.”

Diese Mobilitätsangebote werden nicht mehr im Auto vor der Tür, das von A nach B gefahren wird, bestehen, sondern in den sogenannten “intermodalen Mobilitätslösungen”. Im Alltag werden viele Fahrten auf nur wenigen Kilometern zurückgelegt: hier konkurrieren zukünftig E-Auto, Fahrrad, andere E-Mobile. Je nach Wetter, Trainingsrückstand und Laune wird der Einzelne entscheiden. Für Pendler bietet die Kombination aus mehreren Verkehrsmitteln den per Mobiltelefon den schnell organisierten besten, schnellsten, kostengünstigsten Weg an. Das (selbstfahrende?) E-Mobil holt den Reisenden vor der Haustür ab und bringt uns zum nächsten Bahnhof, um von dort schnell und reibungslos über weite Strecken zum Zielort zu kommen, wo wiederum das E-Bike, Segway, E-Mobil wartet.

Wenn das alles zu unserem Wohl, zum Wohl der Umwelt und zu wirtschaftlich Sinnvollem verbunden wird, ist das Netz des öffentlichen Schienennahverkehrs (nicht nur) im mitteldeutschen Raum von entscheidender Bedeutung. Hier stellt die Metropolregion Mitteldeutschland gerade die entscheidenden Weichen: “Angesichts seiner zentralen Rolle für die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes müssen alle beteiligten Akteure in einen intensiven Dialog treten, um gemeinsam neue Ansätze für eine moderne, umweltfreundliche und finanzierbare Mobilität zu entwickeln.“ (Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH)

Die Integration der Themen Energiewende und Mobilitätswende wird also zur mitteldeutschen Metropolmarke.

TAG 62: Internet der Energie

Im Rahmen des Forschungsprogramms Schaufenster Intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende SINTEG des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wurden die teilnehmenden Konsortien ausgewählt. Ein Verbund der ostdeutschen Unternehmen, Stromversorger, Netzbetreiber und einer Vielzahl an Forschungseinrichtungen WindNODE ist eines der fünf “Schaufenster”, die nun die Intelligente Energie der Zukunft weiter erforschen sollen. www.windnode.de

Die Energieavantgarde Anhalt ist assoziierter Partner dieses WindNODE-Verbundes. Dieser Verbund umfasst den gesamten Nordosten Deutschlands, das Versorgungsgebiet des Übertragungsnetzbetreibers 50 hertz. Entsprechend groß ist die Zahl der Partner, der Unternehmen aus der Energie- wie der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Industrieunternehmen und der Forschungspartner.

Die Erwartung: durch diese Betrachtung eines Verbundes vieler Regionen, die ein Übertragungsnetz teilen, werden neue Lösungen zur Regionalisierung und zur Kooperation vieler Partner gefunden werden. Denn die Energiezukunft ist dezentral. Aber nicht unabhängig von Netzpartnern. Wie dies zukünftig zu organisieren sein wird, wie also die Sonnenenergie von Frau Meier in Bitterfeld mit der Windenergie von Herrn Müller in der Prignitz in ein Systemganzes eingeht, so dass Frau Meier ihren E-Up startet, wenn die Sonne gerade nicht scheint, und Herr Müller gleichzeitig die Waschmaschine starten kann, obwohl der Wind gerade nicht weht, das wird WindNODE erforschen und erproben. Lesen Sie mehr auf der WindNode-Webseite: “Der Erfolg der Energiewende hängt davon ab, dass Erzeugung und Verbrauch permanent optimal aufeinander abgestimmt werden. Das geht nur durch eine umfassende intelligente Vernetzung, bei der alle Systemteilnehmer über ein ‘Internet der Energie’ in annähernd Echtzeit miteinander kommunizieren.”

TAG 61: Regionaler Bilanzkreis?

Am 8.12.2015 hat eine Werkstatt auf Einladung des Ministeriums für Wirtschaft und Wissenschaft des Landes Sachsen-Anhalt und der Energieavantgarde Anhalt getagt. In der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin wurde unter Mitwirkung der StS Dr. Tamara Zieschang und vielen weiteren Beteiligten debattiert, ob ein Regionaler Bilanzkreis, also letztlich ein Regionales Energiesystem, die Zukunft regenerativer  Energielandschaften entscheidend beeinflussen kann.

Das Ergebnis: Bilanzkreise sind Instrumente, die ihre derzeitige Funktion gut erfüllen. Die regionale Ebene ist dafür nicht wesentlich. Um aber Ziele der Energie-Erneuerung vor Ort umzusetzen, können die Kriterien an das Bilanzkreismanagement erweitert werden: Darin sehen die Energieversorger und auch Verteilnetzbetreiber ebenso Chancen wie die Übertragungsnetzbetreiber.

Auch die Prosumenten der Zukunft können und müssen in diesen regionalen “Balancekreise” eingebunden werden.

Die Werkstatt hat einhellig die Erwartung geäußert, dass im Reallabor Energieavantgarde Anhalt die Möglichkeiten der regionalen Balance konkret errechnet werden. Eine Modellierung des regionalen Energiesystems soll dabei – anders als das jetzige Bilanzkreismanagement – nicht nur Strom, sondern auch Wärme und Mobilität einbeziehen, aber auch Ziele wie Klimaschutz etc. abbilden.

Eine Arbeitsgruppe aus Energieavantgarde, Energieversorgern, wiss. Einrichtungen, BürgerInnen, Prosumenten wird nun das konkrete Anforderungsprofil bestimmen. StartUps aus dem Bereich IKT stehen für gute Lösungen bereit, ebenso die Stadtwerke und Energieversorger. Allerdings besteht die Anforderung an die Modellierungen darin, das stabile regionale System auch wirtschaftlich für eine Post-EEG-Phase nachzuweisen.

Das Reallabor hat eine rechnerische und auch inhaltlich komplizierte Aufgabe vor sich: worin liegt der Vorteil der Vernetzung im dezentralen, postfossilen Zeitalter, ganz konkret, für alle Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Interessen?

Alle Beteiligten der Werkstatt, also Stadtwerke, Energieversorger, Netzbetreiber, Forscher, Skeptiker, Organisatoren der Energiewende haben dieser Aufgabe: Modelliere das Energiesystem der Zukunft, also ein Energiesystem unter vielen möglichen, unter Integration der Wärme und der Mobilität   nun zugestimmt. Wir machen uns auf den Weg, Partner sind gerne gesehen.

 

TAG 60: Zukunft der Mobilität

Schon heute hat der Verkehr einen Anteil von einem Viertel an den Treibhausgasemissionen, Tendenz steigend. Der Verkehr ist der Sektor, der bisher am wenigsten zur Minderung der klimarelevanten CO2-Emissionen beiträgt. Nehmen wir das Ziel ernst, die durchschnittliche Temperatur auf der Erde nicht stärker als 2 Grad steigen lassen zu wollen, muss der Verkehr in den nächsten Jahrzehnten seine Energiebasis wechseln. Auch wenn es derzeit gar nicht so aussieht: der Megatrend im Verkehr heißt Dekarbonisierung. Und die entscheidende Frage lautet: Wie kann oder muss eine Transformation des Verkehrs in eine postfossile Zukunft aussehen?

Wenn es ein „weiter-so“ weder in der expansiven Motorisierung noch in der Dominanz des Universalautokonzeptes geben kann, bedeutet die Zukunft des Autos: neue Antriebe, kleine, leichte Fahrzeuge und eine stärkere kollektive Nutzung. Das bedeutet nicht zuletzt, dass Autos viel stärker als heute einfach gemietet werden, sie sind dann „intermodal“ mit den anderen Verkehrsmitteln verknüpft. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die symbolische Bedeutung des Automobils gewandelt und das Auto seinen Nimbus des Exklusiven verloren hat. Zwar gelten – insbesondere in den aufstrebenden Mittel- und Oberschichten der Länder mit nachholender Modernisierung – Luxuskarossen und Dienstwagen vielfach noch als Prestigeobjekte, ihre Nutzer setzen nach wie vor auf demonstrativen Konsum. Aber mittlerweile hat das Auto gerade in seiner Funktion als Statussymbol Konkurrenz bekommen. Vor allem in jüngeren Generationen und in urbanen Mittelschichten der früh industrialisierten Gesellschaften hat das Auto signifikant sowohl an Symbolkraft als auch an tatsächlicher Bedeutung für die Alltagsmobilität verloren. Hier stehen vielmehr vielfältige Verkehrsoptionen, abwechslungsreiche Freizeitmöglichkeiten und mobile Gerätschaften wie Smartphones oder Laptops im Vordergrund. In den Metropolen nimmt die „intelligente Nutzung“ von Verkehrsangeboten, also die Verknüpfung aller verfügbaren Verkehrsarten aus ganz pragmatischen Motiven, und des Car- und Bikesharings deutlich zu.

Das Elektroauto als vernetztes Auto: Öffentliche Elektroautos stehen auf öffentlichen Parkplätzen und überall an den Knotenpunkten des Öffentlichen Verkehrs bereit. Digitale Carsharing-Technologie erlaubt einen einfachen Zugang mit einem Smartphone, die Autos können ohne Vorbuchung direkt genutzt und an jedem anderen freien Parkplatz wieder abgestellt werden. Ist der Ladezustand der Batterie kritisch, bleibt das Fahrzeug gesperrt, die maximale Buchungszeit ist sowieso begrenzt. So ist eine breite Verfügbarkeit gegeben. Mehr noch: In einer Welt der kompletten Versorgung durch regenerative Energien sind E-Autos Teil eines „Smart Grid“.

Die Transformation des Verkehrs wird turbulent, aber unvermeidlich. Trotz aller Konflikte und etlicher Verlierer in der Transformation hin zu einem vernetzten, postfossilen Verkehr gibt es auch eine Fülle von Chancen und eine Reihe potenzieller Gewinner. Dazu gehören neben den schonenden nicht-motorisierten Verkehrsmitteln vor allem die Dienstleister für die neuen intermodalen Angebote. Einige Branchen profitieren besonders, nämlich diejenigen, die sich von den Zwängen des fossilen Verkehrs schnell und konsequent gelöst haben oder nie in ihnen gefangen waren.

Ausführlicher: Canzler, Weert (2015): “Zukunft der Mobilität. An der Dekarbonisierung kommt niemand vorbei”. In: Aus Politik und Zeitgeschichte – Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, Jg. 65, H. 31-32, S. 19-25.  https://www.bpb.de/apuz/209960/zukunft-der-mobilitaet-an-der-dekarbonisierung-kommt-niemand-vorbei?p=all

 

Weert Canzler

TAG 43: Regionaler Bilanzkreis?

Welche Vorteile hätte es, wenn Energie, also Strom, Wärme, aber auch Mobilität, regional bewirtschaftet werden könnten? Wenn also Energiedargebot und Energienutzung auf regionaler Ebene ausgeglichen werden könnten?

Weniger Aufwand für den Ausbau der Übertragungsnetze? Dies ist die wahrscheinlichste Antwort. Doch hätte dies Auswirkungen auf den Strompreis, der ja einen Anteil für die Betreibung und den Ausbau der Netze enthält?

Würde eine regionale Bewirtschaftung die Versorgungssicherheit gefährden? Oder ließen sich auf regionaler Ebene Ziele der zukünftigen Strom- und Energieumwandlung wie beispielsweise Ziele des Klimaschutzes besser verhandeln?

Und wer würde einen solchen regionalen Bilanzkreis bewirtschaften, wer wären die Prosumenten der Zukunft?

Was spricht für, was spricht gegen einen regionalen Bilanzkreis? Welche Hindernisse stehen einer solchen Regionalisierung der Energiewende im Wege? Im Dezember wird die Energieavantgarde Anhalt in zwei Werkstätten dieser Frage nachgehen. Die Werkstatt zum Regionalen Bilanzkreis wird gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt veranstaltet.